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Anlage 1 SU-BodAV NRW - Anlage 1 zur Verordnung über Sachverständige und Untersuchungsstellen für Bodenschutz und Altlasten Anforderungen an die erforderliche Sachkunde für Sachverständige (Fachliche Voraussetzungen)

Bibliographie

Titel
Verordnung über Sachverständige und Untersuchungsstellen für Bodenschutz und Altlasten (SU-BodAV NRW)
Amtliche Abkürzung
SU-BodAV NRW
Normtyp
Rechtsverordnung
Normgeber
Nordrhein-Westfalen
Gliederungs-Nr.
2129

Die Sachverständigentätigkeit im Bereich Bodenschutz/Altlasten erfordert ein weitgefächertes Spektrum natur- und ingenieurwissenschaftlicher Kenntnisse und Erfahrungen. Erforderlich ist im besonderen Maße ein fach- und medienübergreifendes Verständnis sowie i.d.R. interdisziplinäres Arbeiten.

Sachverständige haben die Anforderungen nach Nummer 1 und die Anforderungen für mindestens ein Sachgebiet nach den Nummern 2.1, 2.2, 2.3, 2.5 und 2.6 zu erfüllen.

Sachverständige für Bodenschutz und für Altlasten müssen im besonderen Maße befähigt sein:

  • Sachlagen, bei denen eine Entscheidung der zuständigen Behörde über Sofortmaßnahmen herbeizuführen ist, zu erkennen und geeignete Maßnahmen vorzuschlagen,
  • Untersuchungsdefizite und ggf. noch offene Fragen aufzuzeigen,
  • Vorschläge für das weitere Vorgehen zu entwickeln,
  • Untersuchungen zu koordinieren und Hilfsleistungen zu veranlassen,
  • zu erkennen ob weitere Sachverständige hinzuzuziehen sind und
  • Sachverhalte abschließend zu beurteilen.

1
Allgemeine Anforderungen

Im Einzelnen sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen:

1.1
Vor- und Fortbildung

1.1.1
abgeschlossenes Studium an einer Universität oder Fachhochschule der bei den einzelnen Sachgebieten genannten Fachrichtungen oder eine gleichwertige Qualifikation

1.1.2
eine mindestens 5-jährige praktische Tätigkeit im Bereich Bodenschutz/Altlasten oder zumindest in Umweltbereichen mit engem Bezug zum Bereich Bodenschutz/Altlasten (z.B. Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft). Davon mindestens 3 Jahre eine Tätigkeit, bei der eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen waren

1.1.3
erfolgreiche Teilnahme an geeigneten Fortbildungsmaßnahmen in den letzten drei Jahren vor der Antragstellung

1.2
Allgemeine fachliche Kenntnisse

1.2.1
Grundkenntnisse in Geologie, Hydrogeologie und Bodenkunde

1.2.2
Grundkenntnisse in anorganischer, organischer, physikalischer und technischer Chemie

1.2.3
Kenntnisse geeigneter Methoden der Erfassung, Gefährdungsabschätzung, Sanierung und Überwachung

1.2.4
Kenntnisse in der Bewertung von Bodenfunktionen in Bezug auf deren Funktionserfüllung oder Empfindlichkeit gegenüber Einwirkungen

1.2.5
Grundkenntnisse in Arbeitsschutz und in Gesundheitsschutz

1.2.6
Grundkenntnisse in Datenanalyse, Statistik und Informationsverarbeitung

1.2.7
Kenntnisse der grundlegenden fachlichen Regelwerke

1.3
Allgemeine rechtliche Kenntnisse

1.3.1
Grundkenntnisse der einschlägigen Rechtsvorschriften, insbesondere

1.3.2
Grundkenntnisse der einschlägigen Bestimmungen

1.3.3
Kenntnisse über Aufbau und Zuständigkeitsregelungen der öffentlichen Verwaltung

2
Sachgebietsspezifische Anforderungen

2.1
Sachgebiet Flächenhafte und standortbezogene Erfassung/Historische Erkundung

2.1.1
Fachrichtung

  1. a)
    abgeschlossenes Studium der Fachrichtung Geologie, Bodenkunde, Physische Geografie, Geoökologie, Landschaftsökologie oder Geodäsie mit für das Sachgebiet geeigneten Studienschwerpunkten
  2. b)
    abgeschlossenes Studium anderer Fachrichtungen der Natur-, Ingenieur- oder Geschichtswissenschaften, wenn der Nachweis einer für das Sachgebiet hinreichenden Ausbildung erbracht wird

2.1.2
Besondere fachliche Kenntnisse

Sachverständige müssen in der Lage sein, die für die Erhebungen über altlastverdächtige Flächen und Verdachtsflächen (standortbezogen oder flächenhaft) bedeutsamen Verfahren der Archivrecherche und Schriftgutauswertung, der multitemporalen Karten- und Luftbildauswertung, der Zeitzeugenbefragung sowie Geländebegehungen sachgerecht auszuwählen und durchzuführen. Sie müssen weiterhin die gewonnenen Tatsachen und Erkenntnisse auswerten und so darstellen können, dass eine tragfähige Grundlage für die Entscheidung über weitere Schritte und für deren Planung vorliegt. Hierzu gehören insbesondere Kenntnisse über:

  1. a)

    Recherche und Auswertung von Schriftgut in öffentlichen, privaten (betrieblichen) oder behördlichen Archiven, einschließlich vorhandener Gutachten

    • Änderungen in der öffentlichen Verwaltung im Zuge von Verwaltungs- und Territorialreformen

    • Gliederung des Archivwesens und Erschließung der Bestände; rechtliche Beschränkungen der Einsichtnahme; Vorschriften zur Aufbewahrung, Aussonderung und Weitergabe

  2. b)

    Recherche und Auswertung von Karten und Luftbildern

    • Fundstellen für historisches wie aktuelles Luftbild- und Kartenmaterial

    • Techniken der multitemporalen Auswertung von Karten und Luftbildern

    • spezifische Merkmale historischer Luftbilder

    • Inhalte und Gestaltungsregeln amtlicher Kartenwerke sowie deren Veränderungen

    • Auswertung thematischer Karten, auch unter Einsatz geografischer Informationssysteme, zur Abgrenzung von Verdachtsflächen, altlastverdächtigen Flächen und Bewertung von Bodenfunktionen

  3. c)

    Befragung von Zeitzeugen; Entwicklung einzelfallbezogener Befragungskonzepte

  4. d)

    altlast- und bodenrelevante Herstellungsverfahren, Betriebs- und Arbeitsabläufe

  5. e)

    Ortsbegehungen und Geländeaufnahmen unter Berücksichtigung altlastrelevanter Aspekte

  6. f)

    fachliche Beurteilung der Ergebnisse von Erhebungen/Historischen Erkundungen bezüglich

    • Art, Lage und Umfang möglicher Kontaminationen

    • Lage und Veränderungen altlastrelevanter Anlagenteile, Produktionsprozesse und Betriebsabläufe

    • Ablagerungsorten und -zeiträumen, Art, Menge und Herkunft der abgelagerten Stoffe

    • Kriegseinwirkungen, Havarien, Betriebsstörungen usw.

  7. g)

    fachliche Beurteilung von Anhaltspunkten für das Vorliegen einer schädlichen Bodenveränderung oder Altlast

  8. h)

    spezielle fachliche Regelwerke und Arbeitshilfen

2.2
Sachgebiet Gefährdungsabschätzung für den Wirkungspfad Boden-Gewässer

2.2.1
Fachrichtung

  1. a)
    abgeschlossenes Studium der Fachrichtung Geologie, Geoökologie, Chemie oder Bauingenieurwesen mit für das Sachgebiet geeigneten Studienschwerpunkten
  2. b)
    abgeschlossenes Studium anderer Fachrichtungen der Naturwissenschaften oder Ingenieurwissenschaften, wenn der Nachweis einer für das Sachgebiet hinreichenden Ausbildung erbracht wird

2.2.2
Besondere fachliche Kenntnisse

Sachverständige müssen in der Lage sein, alle Untersuchungen von Gewässergefährdungen und -schäden im Zusammenhang mit Altlasten und flächenhaften Bodenbelastungen zu planen, die Ergebnisse zu beurteilen und die Vergabe und Ausführung der gewerblichen Leistungen fachlich zu begleiten. Hierzu gehören insbesondere folgende Kenntnisse:

  1. a)

    Boden- und Gesteinsarten, Stratigraphie und Tektonik, regionale Geologie, hydraulische Leitfähigkeit von Gesteinen und Gesteinsverbänden

  2. b)

    hydrologische und hydrogeologische Zusammenhänge

  3. c)

    gewässerrelevante Stoffe, einschließlich deren Herkunft und Eintragspfaden in den Boden

  4. d)

    physikalische und chemische Stoffeigenschaften und Stoffwirkungen

  5. e)

    hydrogeochemische und mikrobiologische Vorgänge im Boden und im Gewässer, Schadstoffmobilität

  6. f)

    stoffliche Ausbreitungsvorgänge und Rückhaltevermögen in der gesättigten und ungesättigten Zone

  7. g)

    Sanierungsverfahren für Boden und Grundwasser, einschließlich Mobilitätsverminderung

  8. h)

    Ortsbegehungen und Geländeaufnahmen

  9. i)

    bodenkundliche Ansprache von Böden, insbesondere anthropogen veränderter Böden

  10. j)

    Planung und Koordinierung von Maßnahmen zur Erfassung und Erkundung der geologischen und hydrogeologischen Randbedingungen; Hintergrundgehalte und -konzentrationen

  11. k)

    Probenentnahme, -behandlung und -analytik von Böden, Bodenmaterialien und sonstigen Materialien, Oberflächen-, Sicker- und Grundwasser, Bodenluft und Deponiegas einschließlich analytischer Schnellverfahren und Vor-Ort-Bestimmungen

  12. l)

    Ausarbeitung von Untersuchungsprogrammen, Kostenschätzung, Qualitätssicherung

  13. m)

    Ausschreibung und Begleitung von Untersuchungen, z.B. Sondier- und Bohrarbeiten, Bau von Grundwassermessstellen, Pumpversuche, Probenahme und Probenbehandlung, Analytikleistungen

  14. n)

    Einsatz von Modellen zur Simulation der Freisetzung und Ausbreitung von Schadstoffen und deren Einwirkung auf Gewässer

  15. o)

    spezielle fachliche Regelwerke und Arbeitshilfen

  16. p)

    fachliche Beurteilung der Ergebnisse, insbesondere

    • Aussagefähigkeit von Untersuchungsergebnissen, Übertragbarkeit von Laboruntersuchungen

    • Feststellung altlastbedingter Verunreinigungen und aktueller Schadensfälle

    • Verfahren und Methoden zur weiteren Sachverhaltsermittlung und -beurteilung bei Prüfwertüberschreitung

    • Prognose der Schadstoffausbreitung im Boden, in das Grundwasser und in oberirdische Gewässer

    • Art, Umfang und Prognose der Ausbreitung von Grundwasserverunreinigungen

    • abschließende Darstellung des Sachverhalts und Empfehlung weiterer Maßnahmen unter Berücksichtigung der einschlägigen Rechtsvorschriften

2.3
Sachgebiet Gefährdungsabschätzung für den Wirkungspfad Boden-Pflanze/Vorsorge zur Begrenzung von Stoffeinträgen in den Boden und beim Auf- und Einbringen von Materialien

2.3.1
Fachrichtung

  1. a)
    abgeschlossenes Studium der Fachrichtungen Bodenwissenschaften, Agrarwissenschaften, Gartenbauwissenschaften Landespflege, Geografie, Ökologie, Geoökologie oder Biologie mit für das Sachgebiet geeigneten Studienschwerpunkten
  2. b)
    abgeschlossenes Studium anderer Fachrichtungen der Naturwissenschaften oder Ingenieurwissenschaften, wenn der Nachweis einer für das Sachgebiet hinreichenden Ausbildung erbracht wird

2.3.2
Besondere fachliche Kenntnisse

Sachverständige müssen in der Lage sein, alle Untersuchungen und Beurteilungen von Kulturböden und Pflanzen im Zusammenhang mit der Gefährdungsabschätzung von schädlichen Bodenveränderungen und Altlasten sowie der Begrenzung von Stoffeinträgen, insbesondere beim Auf- und Einbringen von Materialien auf und in Böden durchzuführen und die Vergabe und Ausführung der gewerblichen Leistungen fachlich zu begleiten. Hierzu gehören insbesondere folgende Kenntnisse:

  1. a)

    Vorkommen, stoff- und bodenspezifisches Verhalten von Schadstoffen in (Kultur-) Böden

    • Hintergrundgehalte von Schadstoffen in Abhängigkeit von Nutzung und Siedlungsstruktur, bei anorganischen Stoffen zusätzlich differenziert nach Substrat und Ausgangsgestein

    • Puffer, Rückhalte- und Freisetzungspotenzial von Böden bzgl. Schadstoffe

    • Sorption/Desorption/Mobilität von Schadstoffen in Böden und Einflussfaktoren

    • Zusammenhänge zwischen Gesamtgehalten/mobilisierbaren/mobilen Schadstofffraktionen in Abhängigkeit von Stoffbestand und Eigenschaften der Böden

    • Bioverfügbarkeit von Schadstoffen in Böden und Einflussfaktoren (u.a. "räumliche Verfügbarkeit", biochemische und mikrobiologische Besonderheiten in der Rhizosphäre)

    • Abbau/Metabolisierung organischer Schadstoffe in Böden

  2. b)

    Schadstoffübergang Boden - Pflanze

    • Bedeutung verschiedener Kontaminationspfade (Schadstoff-, Pflanzenart-, Pflanzenorgan-, Standort- und Bewirtschaftungseinfluss)

    • Art-, Sorten- und Organspezifität der Schadstoffakkumulation in Pflanzen ("Transferfaktoren")

    • phytotoxische Wirkungen (Schadsymptome)

    • Überlagerung durch den Kontaminationspfad Atmosphäre - Pflanze

  3. c)

    Durchführung von Geländebegehungen und -aufnahme unter schadstoffspezifischen Fragestellungen, insbesondere auch

    • erkennen von signifikanten biologischen Auffälligkeiten (pflanzensoziologische Besonderheiten/Veränderungen, Symptome toxischer Schadstoffkonzentrationen bei Pflanzen etc.)

    • Deutung der Geländemorphologie und -befunde im Hinblick auf anthropogene Einflüsse (Stoffeinträge, Ablagerungen, Auffüllungen, Bodenumlagerungen etc.)

  4. d)

    Technik der Bodenkartierung auf anthropogen überprägten Flächen (z.B. Kartierhilfsmittel, Leitprofile, Kartierschlüssel) in Anlehnung an die Methoden der Stadtbodenkartierung

  5. e)

    Planung, Ausschreibung, Vergabe und Begleitung von gewerblichen Arbeiten, z.B. Sondier- und Bohrarbeiten, geophysikalische Untersuchungsverfahren, Probenahme und Probenbehandlung, Analytikleistungen, Arbeitssicherheit

  6. f)

    bodenkundliche Ansprache im Gelände, insbesondere anthropogen veränderter Böden (Horizontierung, Bodenart, Gefügeform-/Besonderheiten, Lagerungsdichte, Humusgehalt, Fremdmaterial etc.)

  7. g)

    Gewinnung repräsentativer Boden- und Pflanzenproben unter Berücksichtigung statistischer Erfordernisse (Probenahmestrategie, Messnetzaufbau, Probenahmeverfahren, Probenahmegeräte etc.)

  8. h)

    fachliche Beurteilung erzielter Ergebnisse im Hinblick auf den Pfad Boden-Pflanze (-Tier) unter Berücksichtigung lebensmittel-/futtermittelrechtlicher Vorgaben bzw. toxikologischer Aspekte

  9. i)

    Maßnahmen zur Reduzierung bzw. Unterbindung des Schadstofftransfers Boden/Pflanze und deren Effizienz

    • Schutz und Beschränkungsmaßnahmen (pH-Regulierung, Pflanzenauswahl, Bewirtschaftungsverfahren, Nutzungsänderung/-beschränkung)

    • Sicherungsmaßnahmen (Immobilisierungsverfahren, Überdeckung)

    • Maßnahmen zur Dekontamination

  10. j)

    spezielle fachliche Regelwerke und Arbeitshilfen

2.4
Sachgebiet Gefährdungsabschätzung für den Wirkungspfad Boden-Mensch

Sachverständige für die Sachgebiete 2.2 oder 2.3, die neben Fragen ihres Sachgebietes in dafür geeigneten Fällen auch den Wirkungspfad Boden-Mensch anhand verbindlicher oder amtlich empfohlener Prüf- oder Maßnahmenwerte beurteilen wollen, müssen erkennen und begründet darlegen können, welche Fragestellungen der Beurteilung durch einen auf dem Gebiet Altlasten erfahrenen Fachmann mit abgeschlossenem Studium geeigneter Fachrichtung und abgeschlossener Weiterbildung in Hygiene und Umweltmedizin oder Pharmakologie und Toxikologie oder dem öffentlichen Gesundheitswesen bedürfen. Sachverständige nach Satz 1 müssen zusätzlich auf Grund ihrer Aus- und Weiterbildung sowie praktischen Erfahrung über folgende Kenntnisse verfügen:

  1. a)

    Eigenschaften boden- und altlastrelevanter Schadstoffe

  2. b)

    Grundkenntnisse über die Toxikologie boden- und altlastrelevanter Schadstoffe (Aufnahme, Wirkungen, Kombinationswirkungen, toxikologische Endpunkte)

  3. c)

    Kenntnisse über Bioverfügbarkeit, Resorption und Hintergrundbelastung

  4. d)

    Vergleichbarkeit von Natur- und Laborbedingungen

  5. e)

    spezifische Vorgehensweise bei der Ableitung von Prüf- und Maßnahmenwerten (Methoden, Grundlagen) unter Beachtung der bodenschutzrechtlichen Vorgaben

  6. f)

    Einzelfallbeurteilung in Bezug zu den Ableitungsmodalitäten von Prüf- und Maßnahmenwerten

  7. g)

    Verfahren und Methoden zur weiteren Sachverhaltsermittlung und -beurteilung bei Prüfwertüberschreitung

  8. h)

    Erstellung begründeter Programme zur Probenahme und Probenbehandlung sowie Analytik von Böden, Bodenmaterialien und sonstigen Materialien, Bodenluft, Raumluft und Deponiegas einschließlich analytischer Schnellverfahren und Vor-Ort-Bestimmung

  9. i)

    Planung, Ausschreibung, Vergabe und Begleitung von gewerblichen Arbeiten, z.B. Sondier- und Bohrarbeiten, geophysikalische Untersuchungsverfahren, Probenahme und Probenbehandlung, Analytikleistungen, Arbeitssicherheit

  10. j)

    bodenkundliche Ansprache von Böden, insbesondere anthropogen veränderter Böden

    • Probenansprache zur Beschreibung der Beschaffenheit von Böden, Bodenmaterialien und sonstigen Materialien

    • Expositionsabschätzung (quantitative Bedeutung der Wirkungspfade, Verhalten boden- und altlasttypischer Stoffe, einzelfallbezogene Expositionsunterschiede)

    • Modelle zur Gefährdungsabschätzung (z.B. Expositionsmodelle) unter Berücksichtigung ihrer Anwendbarkeit und Grenzen

    • nutzungsbezogene Beurteilung von Untersuchungsergebnissen sowie der gegebenen Gefahrenlage und Ableitung von Maßnahmenvorschlägen

2.5
Sachgebiet Sanierung

2.5.1
Fachrichtung

  1. a)
    abgeschlossenes Studium der Fachrichtung Bauingenieurwesen, Geologie oder Verfahrenstechnik mit für das Sachgebiet geeigneten Studienschwerpunkten
  2. b)
    abgeschlossenes Studium anderer Fachrichtungen der Naturwissenschaften oder Ingenieurwissenschaften, wenn der Nachweis einer für das Sachgebiet hinreichender Ausbildung erbracht wird

2.5.2
Besondere fachliche Kenntnisse

Sachverständige müssen in der Lage sein, alle Untersuchungen und Beurteilungen zur Auswahl von Sanierungsmaßnahmen durchzuführen (Sanierungsuntersuchungen), ein Sanierungskonzept und einen Sanierungsplan zu erarbeiten, die Planung und Vergabe von Sanierungsmaßnahmen durchzuführen und die Ausführung fachlich zu begleiten sowie deren Wirksamkeit zu überwachen. Hierzu gehören insbesondere folgende Kenntnisse:

  1. a)
    Probenahme, Probenbehandlung und -analytik von Böden, Bodenmaterialien, Oberflächen-, Sicker- und Grundwasser, Bodenluft und Deponiegas
  2. b)
    Grundlagen und Verfahren des Erd- und Grundbaus, Verfahren zum Bodenaushub und zur Baugrubensicherung
  3. c)
    Eignung, Einsatzgrenzen, Umweltauswirkungen, Art und Menge anfallender Abfälle und Überwachung von Sicherungs- und Dekontaminationsverfahren sowie Schutz- und Beschränkungsmaßnahmen
  4. d)
    Struktur und Inhalt einer Sanierungsuntersuchung
  5. e)
    Bestandsaufnahme und Beurteilung vorliegender Untersuchungsergebnisse und Gutachten im Hinblick auf Sanierungsmaßnahmen und die Notwendigkeit von Vor- oder Eignungsversuchen
  6. f)
    Ausarbeitung erforderlicher Untersuchungsprogramme zur Ermittlung geeigneter und verhältnismäßiger Sanierungs- oder sonstiger Maßnahmen
  7. g)
    Erarbeitung von Vorschlägen zur Konkretisierung von Sanierungsstrategien sowie nutzungs- und schutzgutbezogenen Sanierungszielen
  8. h)
    Einfluss von Schadstoff-, Matrix- und Untergrundeigenschaften auf die Eignung von Sanierungsverfahren
  9. i)
    Notwendigkeit begleitender Immissions- und Arbeitsschutzmaßnahmen
  10. j)
    Organisation von Arbeitsabläufen
  11. k)
    Anforderungen an Zwischenlager für kontaminiertes Material
  12. l)
    Möglichkeiten der Verwertung und Beseitigung von Bodenmaterialien und Abfällen
  13. m)
    Durchführung von Kostenschätzungen, Kostenvergleichsrechnungen und Nutzen-Kosten-Untersuchungen/Kostenwirksamkeitsbetrachtungen zur Auswahl von Sanierungsmaßnahmen
  14. n)
    genehmigungsrechtliche Erfordernisse der Sanierungsverfahren
  15. o)
    Planung, Ausschreibung, Begleitung und Überwachung von gewerblichen Arbeiten einschließlich Abbruch- und Rückbaumaßnahmen mit kontaminierter Bausubstanz
  16. p)
    Untersuchung und Beurteilung von Baumaterialien und Bauteilen im Hinblick auf die Qualitätssicherung bei baulichen Maßnahmen (z.B. Sicherungsmaßnahmen)
  17. q)
    Maßnahmen zur Überwachung der Wirksamkeit von Sanierungsmaßnahmen (Planung, Durchführung und Beurteilung)
  18. r)
    spezielle fachliche Regelwerke und Arbeitshilfen

2.6
Sachgebiet Gefahrenermittlung, -beurteilung und -abwehr von schädlichen Bodenveränderungen auf Grund von Bodenerosion durch Wasser

2.6.1
Fachrichtung

  1. a)
    abgeschlossenes Studium der Fachrichtung Bodenwissenschaften, Agrarwissenschaften, Geologie, Geoökologie, Geografie mit für das Sachgebiet geeigneten Studienschwerpunkten
  2. b)
    abgeschlossenes Studium anderer Fachrichtungen der Naturwissenschaften oder Ingenieurwissenschaften, wenn der Nachweis einer für das Sachgebiet hinreichenden Ausbildung erbracht wird.

2.6.2
Besondere fachliche Kenntnisse

Sachverständige müssen in der Lage sein, alle Untersuchungen von Böden im Zusammenhang mit der Gefährdungsabschätzung von schädlichen Bodenveränderungen auf Grund von Bodenerosion durch Wasser durchzuführen, Maßnahmen zur Begrenzung der Bodenerosion durch Wasser zu planen und die Ergebnisse solcher Untersuchungen und Planungen zu beurteilen sowie die Vergabe von gewerblichen Leistungen fachlich zu begleiten. Hierzu gehören insbesondere folgende Kenntnisse:

  1. a)
    erkennen, erfassen und beurteilen aktueller Erosionsformen im Gelände
  2. b)
    Ermittlung und Abgrenzung von Erosionsflächen
  3. c)
    Bodenansprache im Gelände (insbesondere Horizontierung, Bodenart, Bodengefüge, Humusgehalt)
  4. d)
    Gewinnung repräsentativer Bodenproben
  5. e)
    bodenphysikalische Untersuchungsmethoden
  6. f)
    erosionsbestimmende Faktoren (Bodeneigenschaften, Niederschlag, Relief, Bodenbedeckung)
  7. g)
    nutzungs- und bewirtschaftungsbedingte Einflüsse auf die Erosion
  8. h)
    Simulations- und Prognosemodelle zur Beschreibung der Erosion
  9. i)
    Beurteilung von offsite-Schäden
  10. j)
    Maßnahmen zur Erosionsminderung
  11. k)
    Schutz und Beschränkungsmaßnahmen (Bewirtschaftungsmaßnahmen, Nutzungsänderung/beschränkung etc.)
  12. l)
    Maßnahmen zur Beseitigung von Erosionsschäden
  13. m)
    Sicherungsmaßnahmen
  14. n)
    spezielle fachliche Regelwerke und Arbeitshilfen

3
Gerätetechnische Ausstattung für das Sachgebiet Nummer 2.1

Sachverständige für das Sachgebiet Nummer 2.1 müssen mindestens über folgende gerätetechnische Ausstattung verfügen können:

  • Spiegelstereoskop mit Vergrößerungsaufsatz (Fernrohrlupe mit dreifacher oder stärkerer Vergrößerung) zur Betrachtung der Luftbilder als dreidimensionales Geländemodell und zur aufgabenbezogenen Objektidentifikation
  • Bildumzeichengerät zur Übertragung der zuvor identifizierten und im Bild markierten altlastverdächtigen Areale in die Basiskarte; das Gerät muss neben dem Ausgleich der Maßstabsunterschiede zwischen Karte und Luftbild eine dem maßstabsgerechten Genauigkeitsgrad der Kartierung adäquate Korrektur der Abbildungsfehler des Luftbildes gewährleisten und
  • Stereometer (Stereomikrometer) zur Parallaxenmessung und zur Berechnung von Höhendifferenzen und damit z.B. von Ablagerungsmächtigkeiten
  • DV-Ausstattung mit Eignung zum Einsatz geografischer Informationssysteme.